Plastik? Wie Kunstfingernägel mir die Augen öffneten
“Auf dem Tisch vor mir liegt ein Set Kunstnägel. Kunst- und Gelnägel bestehen aus Acyrl – das ist ein Kunststoff, also Plastik, voller Chemikalien (echt ungesund …). Das Nagelset kaufte ich bei “Action”. In dem Laden gibt es jede Menge Sachen aus Kunststoff; alle sehr günstig. Wo kommt Plastik eigentlich her? Und was passiert mit dem ganzen Kunststoff, wenn wir all die vielen Plastiksachen nicht mehr haben wollen? Die künstlichen Fingernägel werde ich beispielsweise nur ein paar Tage tragen und dann wegwerfen. Wie Millionen andere auf der Welt!” (Mik).
Kunststoffe sind ein sehr billiges Material und machen es Herstellern möglich, verschiedenste Produkte günstig herzustellen. Kunden kaufen diese Produkte billig – weit günstiger, als wenn sie beispielsweise Dinge aus natürlichen Materialien kaufen. Das sind Gründe für die umfangreiche Verwendung von Plastik als Material. Außerdem ist es form- und gießbar, weswegen daraus viele, viele verschiedene Sachen hergestellt werden können: Getränkeflaschen, Spielzeug, Geschirr, Möbel für Haus und Garten, Deko-Sachen, Werkzeug, Fahrrad- und Autozubehör, Sportgeräte, Kleidung und Kleinkram wie Zahnseide, Kunstfingernägel und, und, und.
Weil Sachen aus Plastik so günstig sind, verlocken sie uns Menschen dazu, sie zu kaufen – und schnell wieder wegzuwerfen. Das, obwohl für die Plastikherstellung insbesondere Erdöl gebraucht wird. Doch bei der Erdölgewinnung entstehen enorme Mengen an CO2-Emissionen. Zudem werden Chemikalien für die Plastikproduktion genutzt, welche Umwelt & Natur sowie Gesundheit von Tier & Mensch schädigen. All das Plastik landet später auf Mülldeponien im Ausland, im Meer (siehe Artikel dazu) oder in der Natur, wo es extrem langsam zersetzt wird und die schädlichen Chemikalien entweichen lässt.
Plastik ist aus Erdöl und voller Chemikalien
“Zu den gefährlichen Chemikalien in Plastik gehören unter anderem Weichmacher, sogenannte Phthalate, Bisphenole (z.B. BPA, BPS, BPF), Flammschutzmittel, poly- und perfluorierte Alkylstoffe (PFAS), so genannte Ewigkeitschemikalien, UV-Filter und auch Schwermetalle wie Blei, z.B. in PVC.” (Quelle: ExitPlastik)
Erdöl muss zunächst einmal gewonnen werden.
Das Erdöl wird überall auf der Welt gesucht – im Meer, im Wald, in der Einöde. Um dieses Öl dann zu gewinnen, werden u.a Regenwälder gerodet. Weniger Wald kann weniger CO2 aufnehmen … Also trägt das zum Klimawandel bei. Im Meer zerstören die riesigen Bohrschiffe der Ölfirmen die Riffe und Unterwasserwelt. Und die Lautstärke unter Wasser stört die Meerestiere, insbesondere Wale und Delfine, da sie dann ihre Orientierung verlieren.
Das Abbauen von Erdöl findet oft per “Fracking” statt. Dieses besondere Verfahren bringt das Erdöl “sicher” an die Oberfläche und soll das Gestein rundherum stabilisieren und gleichzeitig größere Risse hineinmachen, um mehr Öl zu gewinnen. Dadurch können aber auch Erdöl und Chemikalien in die restliche Umwelt, vor allem das wichtige Grundwasser, freigelassen werden – das ist super ungesund!
Weiter gehts zum Öltransport: die Nachrichten sind voll mit großen Unfällen. Hat z. B. ein Ölschiff ein Leck, kann es dazu kommen, dass das Öl im Meer ausläuft! Das Meer und oft auch die Küste werden stark verschmutzt. Viele Meerestiere wie Fische, Wale, Krabben und Seehunde leiden dann unter der Ölpest (so wird eine Ölkatastrophe auch genannt).
Dieser Herstellungsprozess macht 61% des CO2-Ausstoßes auf dem Weg des Plastiks aus!
Danach muss es raffiniert und zu Plastik verarbeitet werden.
Wirklich “raffiniert” ist das aber nicht! Denn: gesundheitsschädliche Stoffe gelangen dabei in die Luft und Umwelt. Die CO2-Emissionen sind hoch, das während der Anlieferung, der Raffinierung und dem weiteren Transport. Im Fall von Kunststoffen zerlegt man das Erdöl in seine Bestandteile und nimmt sich dann anschließend wiederum nur die Bestandteile, die man eigentlich braucht. Das Ethylen und Propylen wird nach dem Cracken (“Aufbrechen”) veredelt und dann weiter zu Kunststoffpellets verarbeitet.
“Jährlich werden in Deutschland allein 17,4 Milliarden PET*-Einwegflaschen verbraucht. Diese summieren sich auf 450000 t Plastik. Für jedes Kilogramm PET werden rund 2,1 Liter Erdöl benötigt.”
*PET = Polyethylenterephthalat ist ein durch Polykondensation hergestellter thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester.
Am Ende wird die Gesundheit von Tieren & Menschen geschädigt.
1/3 des Kunststoffes sind Verpackungen, die 1mal genutzt werden! Das ist sehr, sehr viel Müll. Zudem geben diese Verpackungen und all der andere Plastikmüll mit der Zeit Mikroplastik ab, beziehungsweise zerfällt irgendwann zu Mikroplastik – allerdings dauert das ewig. Bei einigen Kunststoffen mehrere hundert Jahre! Der Mensch nimmt dieses Mikroplastik an Ende auf: circa eine ganze Kreditkarte in der Woche! Das ist natürlich nicht gesund und kann Organe angreifen und verstopfen. Auch durch die Tiere und Pflanzen, die wir essen, die vorher ebenfalls durch Plastik in der Nahrung verseucht wurden, nehmen wir Plastik auf.
Dieser Prozess macht 30% des CO2-Ausstoßes auf dem Weg des Plastiks aus!
Langfristig verbleibt der Müll in der Natur.
Alte Wertstoffe aus Plastik werden teilweise verbrannt und dadurch Energie erzeugt. Auch wird einiges recycelt, dabei werden aber Schadstoffe und Co2 freigesetzt. Durch die Einlagerung und Filterstäupung bei der Verbrennung entstehen giftige Gase und Stoffe: wo gelangen die hin? Natürlich über die Luft wieder in die Umwelt!
Und recyclen? Das was recycelt wird, wird zu Verpackungen für Lebensmittel, Drogerieartikel und z. B. zu Kleidungsstücken – ob das gesund ist? Tja, aber so viel wird gar nicht recycelt: Vieles wird in andere Länder verschifft und da verbrannt oder auf ewig gelagert, das auf riesigen Müllkippen! Diese Deponierung ist überhaupt nicht gut. Durch die Sonneneinstrahlung wird das Plastik fragmentiert: giftige Gase sind überall in der Luft. Auf diesen Mülldeponien stinkt es, dauernd brennt es unkontrolliert und die Arbeitskräfte, die dort arbeiten werden, oft sehr krank. Denn: sie haben keine Ausrüstung, die sie schützt, wenn sie Müll sortieren. Schon kleine Kinder sterben an den Auswirkungen!
Bei der Lagerung gelangt auch wieder Mikroplastik in den Boden, ins Wasser und die Lebensmittel!
Dieser Prozess macht “nur” 9% des CO2-Aussstoßes auf dem Weg des Plastiks aus!
Gibt es einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit und weniger Plastikmüll?
Der erste Schritt zur Nachhaltigkeit besteht darin, weniger zu konsumieren und sich auf langlebigere Produkte zu konzentrieren. So zumindest ist die Devise. Doch wenn einige Bürger was ändern, bleibt noch das Problem der großen Konzerne. Trotzdem können Investitionen in hochwertige, wiederverwendbare Alternativen langfristig Geld sparen und die Umweltbelastung verringern. Ein gutes Beispiel dafür sind Holzspielzeuge und Metallrasierer. Zudem sollten Konsumenten nach Produkten Ausschau halten, die aus recycelten Materialien hergestellt werden und unter fairen Arbeitsbedingungen produziert werden.
Mehr zu dem Thema und Kritik an den Konzernen siehe Dokumentation:
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