Tief am Boden der Meere lagern Unmengen wertvoller Rohstoffe – unter anderen: Manganknollen. Diese sind viele Milliarden Euro wert. Das Interesse an diesen unscheinbaren Schätzen steigt ständig. Das liegt daran, dass Manganknollen unermessliche Rohstoff- bzw. Mineral-Lieferanten für die Stahl- sowie Tech-Branche sein können, beispielsweise für den Bau von Batterien, Computern und Smartphones.

Tiefseebergbau schadet dem Leben im Meer, aber als Wirtschaftszweig kann er gegen Armut und Hunger helfen. (Bild: WWF, Text: TS und SBS)

In der Summe zeigen die verschiedenen Interessen, wie schwer eine nachhaltige Entwicklung der Welt ist. Mindestens fünf Nachhaltigkeitsziele sind in Bezug auf Tiefseeabbau zu bedenken!


Manganknollen enthalten viele Metalle beziehungsweise Minerale

Sie sind unscheinbar und grau, aber sehr wertvoll (Bild, Screenshot aus Senckenberg-Video). Vor allem bestehen Manganknollen aus Mangan- und Eisenoxiden und sind durch ihren Gehalt an Kupfer, Nickel und Kobalt sowie ein wenig Lithium für die Elektroindustrie / Tech-Branche und Stahlveredelung interessant (Helmholtz-Institut).
Sie liegen in 4.000 bis 6.000 Metern Tiefe am Meeresgrund. Häufig wachsen oder leben Schwämme oder Korallen auf ihnen. In einer Million Jahre (!) wachsen sie nur fünf Millimeter bis ein Zentimeter.

Manganknollen können theoretisch bereits abgebaut werden.

Doch obwohl zahlreiche Nationen schon lange Interesse zeigen, da mit dem Abbau ein starkes Wirtschaftswachstum zu erwarten ist – SDG 8 (u.a. für Nauru, Bangladesh, Argentinien). Und obwohl bereits Claims in den Ozeanen abgesteckt sind – in der Clarion-Clipperton-Zone, einem Meeresgebiet zwischen Mexiko und Hawaii, liegt beispielsweise das deutsche Lizenzgebiet für Manganknollen (laut Geomar). Und obwohl die Technik voranschreitet (schon 1978 war der Prototyp einer „Erntemaschine“ eines internationalen Konsortiums auf Testfahrt (Geomar) und obwohl der Bedarf an Rohstoffen steigt, lagert dieser milliardenschwere “Schatz” weiterhin am Meeresgrund.

Das ist gut so, denn das Bergen der Manganknollen wirkt zerstörerisch auf das Leben am Meeresgrund!

Erklärvideo dazu:


Ende Juli 2023 siegte zunächst der Meeresschutz.

Unter anderem der Konzern „The Metals Company (kurz: TMC)“ aus Kanada möchte Tiefseebergbau auf internationalen Gewässern betreiben können, um Metalle für die Energiewende bereitstellen zu können – sagt er. Für eine Genehmigung von Tiefseebergbau auf Hoher See – also Meeresgebiet, der allen Ländern gehört – wandten sich vor zwei Jahren der Konzern und der Inselstaat Nauru an die “Versammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde” (kurz: ISA). Am 9. Juli 2023 lief die Zweijahresfrist aus, bis wohin die ISA ein Regelwerk für Tiefseebergbau schaffen sollte.

Doch der ISA-Rat gab kein grünes Licht für den Tiefseebergbau. Am 21. Juli endete die Tagung des ISA-Rates, dem 36 Mitglieder angehören, ohne dass ein Regelwerk für den Tiefseebergbau finalisiert und verabschiedet wurde – eine erneute Niederlage für die Befürworter des Tiefseebergbaus.

„Wir begrüßen die entschlossenen Bemühungen einer wachsenden Anzahl an Ländern, darunter die Schweiz, Brasilien, Costa Rica, Chile, Frankreich und Deutschland, die sich den Bestrebungen widersetzt haben, die Tore für den Tiefseebergbau zu öffnen. Ihr Engagement, den Meeresschutz in den Mittelpunkt zu stellen, indem sie eine vorsorgliche Pause, ein Moratorium oder ein Verbot unterstützen, ist ein starkes Signal, dass die immer lauter werdenden Stimmen gegen den Tiefseebergbau gehört werden“, sagte Nicolas Entrup, Direktor Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare.

Tiefseebergbau kann trotzdem nicht von der ISA verhindert werden, denn viele Staaten haben im Meer Wirtschaftszonen, die nicht jedem gehören, sondern ihnen zugesprochen sind. Dort könnten sie u.a. Manganknollen-Abbau betreiben.

Doch: Die Tiefseeforschung, -technologie und -innovationen sollen vorangetrieben werden.

Am 19. September 2023 veranstaltete die “Internationale Meeresbodenbehörde” (ISA) am Rande des Gipfeltreffens zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs), im Hauptquartier der Vereinten Nationen (UN) in New York, ein Treffen zu dem Thema.

Damit ist nunmehr ein globaler Aufruf zum Handeln zur Beschleunigung des Fortschritts im Rahmen der Agenda 2030 durch Tiefseeforschung, -technologie und -innovation, gestartet. Insbesondere Länder wie Nauru, Bangladesch und Argentinien haben daran Interesse – es geht am Ende um Wirtschaftswachstum und weniger Armut und Hunger auf der Welt. Angeblich auch um das Vortreiben der Energiewende.

Dr. AK Abdul Momen, Abgeordneter des Außenministeriums der Regierung der Volksrepublik Bangladesch, sagte in seiner Rede unter anderem:

“Die Bedeutung der Tiefsee geht über SDG-14 (Leben unter Wasser) hinaus. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts unseres Planeten, einschließlich der Kohlendioxidabsorption und der Klimaregulierung, und trägt damit erheblich zum SDG-13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) bei. Darüber hinaus haben die ungenutzten Ressourcen in seinen Tiefen das Potenzial, die weltweiten Bemühungen zur Beseitigung der Armut (SDG 1) und zur Bekämpfung des Hungers (SDG 2) zu unterstützen.“


Folgen von Tiefseebergbau für das Leben im Meer (SDG 14)

“Die Ozeane sind die blaue Lunge unseres Planeten. Gesunde Meeresökosysteme sind die stärksten Verbündeten, die wir bei der Bewältigung der Klima- und der Biodiversitätskrise haben – der wirksame Schutz der Umwelt muss daher im Mittelpunkt der Debatte über den Tiefseebergbau stehen“, sagt Entrup, OceanCare und fügte hinzu:

„Die Ozeane bilden die Grundlage des Lebens auf der Erde, sie stellen wichtige Ökosystemfunktionen bereit, regulieren unser Klima und erzeugen den Sauerstoff, den wir atmen. Wir sollten sie schützen und nicht neue und spekulative Wege finden, um ihre endlichen Ressourcen abzubauen.“

Im Jahr 1978 wurde erstmals ein Test des Systems „Tiefseebergbau“ gemacht und mit einer Pumpe wurden 800 Tonnen Manganknollen aus dem Wasser gepumpt. Noch heute sieht man die Spuren so, als wäre da erst gestern ein Bagger längs gefahren, schreibt Annika Zeitler von „Planet Wissen“ (Link zum Beitrag).

Die Manganknollen sind Lebensgrundlage und -raum einzigartiger Lebewesen. Es wird geschätzt, dass uns 90 Prozent der Tiefseelebewesen nicht bekannt sind. Weniger als ein Prozent der Tiefsee ist wirklich erforscht. Durch den Abbau der Knollen sind diese als Lebensraum nicht mehr verfügbar. Auch wird dadurch Sediment aufgewirbelt, welches weitere Lebewesen bedecken und gefährden kann.

Normalerweise ist Tiefseewasser ausgesprochen klar. Auch durch Lärm, Licht und Schmutz, der beziehungsweise die bei den Meeresbewohnern ankommt, können diese stark geschädigt werden. Die Arten in der Tiefsee sind sehr empfindlich. Ein darauffolgendes Artensterben ist mehr als wahrscheinlich. #

Hinzu kommt: Über viele Folgen ist sich die Wissenschaft noch gar nicht im Klaren. Nicht nur zahlreiche Forscher*innen haben aus diesen Gründen an einem internationalen Aufruf teilgenommen – „to pause deep seabad mining“. Auch Unternehmen wie BMW, Volvo, Google und Samsung haben laut UBA sich gemeinsam dazu verpflichtet, keines ihrer Produkte mit Rohstoffen aus der Tiefsee herzustellen. Eine zerstörte Fläche, womöglich von der Größe Frankreichs und Spaniens scheint viele Menschen und Statten doch abzuschrecken: Nur Norwegen, Mexiko, Großbritannien und Nauru haben letzten Endes darauf gedrängt, dass die Entscheidung nicht auf 2025 verschoben wird.

Insbesondere wird Nauru weiterhin drängen, weil es auf ein neues Wirtschaftswunder hofft. Nauru war einst das reichste Land der Welt. Dann platzte die Blase | STERN.de

 


Quellen:

Autoren: Tim (TS) und Susanne (SBS)

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