WWF, Carla Langsenkamp

Statement von Carla Langsenkamp vom WWF, Politische Beraterin für den Meeresschutz in der Nordsee, zum Beitrag über Windkraftausbau in Nord- und Ostsee.

“Ohne Ausbau der Windkraft auf See wird die Energiewende nicht gelingen. Doch die Klima- und die Biodiversitätskrise greifen ineinander können nur gemeinsam gelöst werden. Die Nord- und Ostsee sind in schlechtem Zustand und ihre Artenvielfalt schwindet. Daher muss der Ausbau der Windenergie auf See naturverträglich erfolgen und zwingend mit den Verpflichtungen Deutschlands zum Natur- und Meeresschutz vereinbar sein.

Das bedeutet für uns als WWF vor allem:

In Meeresschutzgebieten dürfen keine Windparks erbaut werden, Eingriffe in die Meeresnatur sind möglichst gering zu halten und es muss ein realer Ausgleich für den Bau von Windparks und Kabeltrassen zugunsten der Meeresnatur erfolgen.

Außerdem müssen von vornherein die Flächen für Windparks so ausgesucht werden, dass Vögel, Schweinswale und andere Schutzgüter, wie beispielsweise Riffe, so wenig wie möglich in Mitleidenschaft gezogen werden.”

Erläuterung:

Der Bau von Offshore-Windparks hat vielfältige Auswirkungen auf die Meeresnatur – sowohl unter als auch über Wasser.

Dabei variieren die Auswirkungen und deren Schwere von Art zu Art und sind auch zwischen den unterschiedlichen Phasen des „Windparklebens“ sehr unterschiedlich. Daher spielen aus naturschutzfachlicher Sicht die Standortwahl, die technische Ausgestaltung der Parks und sorgfältige wissenschaftliche Untersuchungen im Vorfeld eine wichtige Rolle, um diese Auswirkungen zu minimieren.

Zum Beispiel können Windkraftanlagen, wenn sie an „falschen“ – also vogelreichen – Orten stehen, schwere Auswirkungen auf Vögel haben, durch Störung oder Kollisionen. Vor allem sind zahlreiche Kollisionen beim Zusammentreffen von nächtlichem Massenzug und Schlechtwetterereignissen wahrscheinlich.

Hier besteht zwar noch Forschungsbedarf, es zeichnet sich aber schon heute ab, dass zum Schutz der Vögel die Anlagen so wenig wie nur möglich beleuchtet werden sollten. Es sollten zudem zuverlässige Abschaltmechanismen etabliert werden, die dafür sorgen, dass die Windräder bei drohenden Kollisionen während Massenzug-Ereignissen in dem betroffenen Windpark gestoppt werden. So können Kollisionen verhindert werden. Dies in großem Maßstab zu installieren, wird zwar eine Herausforderung, aber zwingend nötig sein.

Zwar findet der Ausbau der Offshore-Windenergie in eher küstenfernen Gebieten statt.

Aber da der dort produzierte Strom an Land befördert werden muss, ist auch das als Nationalpark geschützte und als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannte Wattenmeer betroffen.

Um die negativen Auswirkungen des Kabelbaus so gering wie möglich zu halten, wird es notwendig sein, die Kabel auf möglichst wenigen Trassen zu bündeln, sodass nur Teile des Wattenmeeres von den erheblichen Schäden bei Verlegung und Wartung der Kabel betroffen sind. Kabel mit höherer Übertragungsleistung können dazu beitragen, dass insgesamt weniger Kabel verlegt werden müssen.

Wichtig ist auch, die Service-Verkehre von Land zu den Windparks möglichst zu begrenzen und innerhalb des geschützten Wattenmeeres mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Auch Hafenflächen sind für den Bau und die Wartung der Windparks nötig, sie dürfen aber nicht in die geschützten Naturräume hinein erweitert werden.


November 2023

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