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Schwammstädte schützen vor Überschwemmungen – auch Schulen

Eine Flussauen-Landschaft – davon hat Deutschland bereits 80% verloren.

Im Süden Deutschlands herrscht seit Tagen erneut Krisenstimmung: Starkregen sorgt für Hochwasser und überflutet Straßen, Häuser und mehr. Als Ursache wird überwiegend der Klimawandel verstanden, doch das Problem entsteht erst dadurch, dass das ganze Regenwasser nirgendwo hin kann.

Durch 80% Flussauen-Verlust, Flussbegradigungen, Entwässern von Feuchtgebieten, Bodenverdichtung und insbesondere durch die Versiegelung von städtischen Gebieten, kann das ganze Regenwasser nirgendwohin hin und sucht sich oberirdisch seinen Weg.

Doch es geht auch anders: Durch Schwammstädte und -orte, wie am Gymnasium Ismaning, der Stadteilschule Hamburg-Stellingen, sowie dem Ort Großhansdorf (SH) – siehe Infos und Videos unten.


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Hochwasser sind weltweit die am häufigsten auftretenden Naturkatastrophen: In den letzten 20 Jahren wurden 36,5 Prozent der erfassten Katastrophen-Ereignisse durch Hochwasser hervorgerufen.

Laut Umweltbundesamt sind immer mehr urbane (städtische) Flächen mit Beton und Asphalt bedeckt, was das Problem stetig verschlimmert. In Deutschland beträgt der Anteil der versiegelten Siedlungs- und Verkehrsflächen etwa 14,5 % (Stand: 2022).


 Ursachen – laut WWF gibt es für Starkregen und Hochwasser mehrere Gründe:

  1. Mehr Starkniederschläge und häufigere Extremereignisse durch den Klimawandel: Durch den Klimawandel regnet es in Mitteleuropa häufiger heftig. Die höheren Treibhausgase in der Atmosphäre erhöhen die Durchschnittstemperaturen, wodurch warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann und potenziell größere Niederschlagsmengen entstehen. Zudem schwächt sich der Jetstream ab, wodurch Regengebiete langsamer weiterziehen und mehr Niederschläge auf begrenzten Flächen fallen.
  2. Auenverlust: Natürliche Überschwemmungsgebiete in den Flussauen, die einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Hochwasserschutz leisten, sind stark zurückgegangen. Rund 80 Prozent dieser Flächen sind an den großen Flüssen in Deutschland verloren gegangen.
  3. Flussbegradigung: Begradigte Flüsse und Staustufen führen dazu, dass das Wasser schneller Richtung Meer fließt. Im Rhein benötigt eine Hochwasserwelle heute nur 30 Stunden von Basel nach Karlsruhe, während sie 1955 noch 65 Stunden brauchte.
  4. Ausräumung der Landschaft und Bodenversiegelung: Durch das Entwässern von Feuchtgebieten, Bodenverdichtung und die rasche Versiegelung von Flächen (täglich 100 Hektar in Deutschland) kann Regenwasser nicht mehr im Boden versickern und fließt stattdessen schnell oberflächlich ab oder in die Kanalisation.

Nachtrag: Die Deutsche Umwelthilfe hat dazu einen 10-Punkte-Plan entworfen – siehe PDF.


Um dem Problem der Versiegelung entgegenzuwirken, wurde das Konzept der “Schwammstadt” entwickelt.

Eine Schwammstadt ist darauf ausgelegt, Regenwasser wie ein (Bade-, Putz-) Schwamm aufzunehmen und gezielt abfließen und/oder speichern zu können. So wird verhindert, dass das Wasser unkontrolliert abfließt, Überschwemmungen werden minimiert und das Grundwasser wird aufgefüllt.

Dies zum Beispiel durch Grünanlagen mit vielen Bäumen, durchlässige Geh-/Straßenbeläge (Foto, DBU) oder multifunktionale Flächen, auf den überschüssiges Wasser versickert. Die positiven Effekte sind enorm. (Quelle: DBU)

Bild: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) – Fotograf: Ulf Jacob


Eine Schwammstadt nutzt verschiedene Techniken und Materialien, um Regenwasser effizient zu managen:

  1. Durchlässiger Boden- / Straßenbelag: Speziell entwickelte Beläge lassen Regenwasser durch, anstatt es oberflächlich abfließen zu lassen. Es gibt wasserdurchlässige Pflasterschiefer für Fußwege (chinesischer Hersteller), andere Unternehmen entwickelten perforierte Pflastersteine oder welche mit besonders breiten Rillen (z.B. die deutsche Firma RINN), die das Eindringen von Regenwasser in den Boden ermöglichen. Diese Steine helfen, versiegelte Flächen zu durchbrechen und das Wasser in den natürlichen Wasserkreislauf zurückzuführen.
  2. Begrünte Dächer: Diese Dächer sind mit Pflanzen bedeckt, die Regenwasser aufnehmen und langsam wieder abgeben. Dadurch wird nicht nur das Regenwasser gemanagt, sondern auch das städtische Mikroklima verbessert.
  3. Regenwasserspeicher und Rückhaltebecken: Rigolen, unter der Erdoberfläche angeordnete Pufferspeicher, der eingeleitetes Regenwasser aufnehmen, sammeln überschüssiges Regenwasser und geben es kontrolliert wieder ab, um Überlastungen des Abwassersystems zu vermeiden.
  4. Offene Grünflächen, städtischer Wald: Parks und Grünflächen dienen als natürliche Schwämme, die Regenwasser aufnehmen und langsam in den Boden abgeben.

Schwammstädte und -orte können in urbanen Gebieten die Überschwemmungen senken!


Beispiele zu Gemeinden und ihren Schulen und Kitas

Gymnasium Ismaning – Naturnahe Atmosphäre durch wasserdurchlässigen Stein und viel Grün

Wasserdurchlässiger Stein auf dem Schulhof. Foto: RINN

Am Gymnasium Ismaning hat die Firma RINN den Schulhof mit Sitzmauern in verschiedene Bereiche unterteilt, wodurch die großen Freiflächen um die bestehenden Bäume erhalten bleiben. Die optische Verbindung zur umliegenden Natur wird durch Pflasterbeläge verstärkt, die nach außen hin zunehmend durchlässiger werden, bis hin zur Randbegrünung mit naturnahen Wiesen. Im Innenhof entstand ein weitgehend umschlossener kleiner Bereich als „Grünes Klassenzimmer“. Pflanzflächen mit immergrünen Gräsern und locker gepflanzte mehrstämmige Kleinbäume schaffen hier eine kühle, ruhige Atmosphäre für den Aufenthalt (Projektbericht als PDF).


Großhansdorf – Auf dem Weg zur Schwammstadt, siehe ARD / NDR-Bericht > Link

PS: Das ist die zweite Heimat der BNE-digital Projektleiterin; im Stadtverwaltungsgebäude nutzte sie zudem eine Weile ein Gemeinschaftsbüro.


Beispiel Stadtteilschule Hamburg-Stellingen:

Anfang Juli 2023 begann der Umbau der Stadtteilschule Stellingen. In Zusammenarbeit mit Schulbau Hamburg und HAMBURG WASSER wurden auf dem Schulgelände eine Mulde zur Versickerung von Regenwasser und viele wasserdurchlässige Flächen unter neuen Sitzgelegenheiten und Sportgeräten geschaffen. Die Berücksichtigung des Regenwassermanagements beim Umbau verdankt die Schule unter anderem dem Engagement ihrer Schülerinnen und Schüler. (Quelle: YT-Kanal von Hamburg-Wasser, mehr zum Thema).



Durch den Einsatz von durchlässigen Materialien, begrünten Dächern, vielen Bäumen und anderen Maßnahmen kann Regenwasser effizient gemanagt, Überschwemmungen verhindert und das städtische Mikroklima verbessert werden.


H5P-Spiel dazu


Zweiteiliges Foto oben:
  • überschwemmte Stadt: flood-876580_1280-pexels
  • Schwammstadt: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) – Fotograf: Ulf Jacob, siehe Presseportal
Quellen:
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