PISA Studie: Deutschland so schlecht, wie noch nie!
5.12.23 – Die Jugendlichen in Deutschland schnitten 2022 in Mathematik, im Lesen und in Naturwissenschaften deutlich schlechter ab, als 2018. Dies zeigt die neue PISA-Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Rund ein Drittel der getesteten 15-Jährigen hat in mindestens einem der drei Bereiche nur sehr geringe Kompetenzen. Neu, aber noch nicht ausgewertet, ist der Erhebungsbereich “kreatives Denken”.
Insgesamt gab es bei der PISA-Erhebung 2022 einen noch nie dagewesenen Rückgang des Leistungsniveaus!
PISA 2022 ist die erste große Studie, die Daten über Schülerleistungen, Wohlbefinden und Bildungsgerechtigkeit sowohl vor als auch nach der Pandemie berücksichtigt hat. Anhand von jeweils einstündigen Tests wurde untersucht, wie gut die Schüler*innen komplexe Probleme lösen, kritisch denken und effektiv kommunizieren können. Jede:r Schüler:in nahm an zwei von drei möglichen Tests teil. Bei den Testitems handelte es sich um eine Mischung aus MultipleChoice-Aufgaben und Aufgaben, bei denen die Schüler*innen selbst Antworten formulieren mussten (OECD, PISA Deutschland, PDF).
Außerdem füllten sie einen Hintergrundfragebogen aus, für dessen Bearbeitung etwa 35 Minuten vorgesehen waren. Er enthielt Fragen über die Schüler*innen selbst, über ihre Einstellungen, Interessen und Überzeugungen sowie über ihr Zuhause und ihre Schul- und Lernerfahrungen.
Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie gut die Bildungssysteme die Schüler*innen darauf vorbereiten, Alltagsprobleme zu bewältigen und künftige Erfolge zu erzielen. Am Ende zeigt die PISA-Studie auch, wie gut bzw. schlecht unser Bildungssystem entsprechend SDG 4 ist!
Trotz der schwierigen Umstände haben 31 Länder und Volkswirtschaften es geschafft, zumindest das Mathe-Niveau von PISA 2018 beizubehalten. Doch das aktuelle Ergebnis für Deutschland ist erschreckend:
- Im Jahr 2022 waren die Durchschnittsergebnisse in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften im Vergleich zu 2018 schwächer.
- In allen drei Kompetenzbereichen stellen sie insgesamt die niedrigsten Werte dar, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden. Deutschland nimmt seit dem Jahr 2000 teil.
Der Rückgang in Mathematik im Vergleich zu 2018 beträgt minus 25 Punkte (OECD minus 17), in Lesen minus 18 Punkte (OECD minus 11) und in Naturwissenschaften minus 11 Punkte (OECD minus 2). Bedeutet:
- Im Bereich Lesekompetenz erreichten etwa 75 % der Schüler*innen in Deutschland mindestens Stufe 2 (OECD-Durchschnitt: 74 %)
- In Mathematik erreichten 70 % der Schüler*innen in Deutschland mindestens Kompetenzstufe 2 (OECD-Durchschnitt: 69 %)
- In Naturwissenschaften wurden etwa 77 % der Schüler*innen in Deutschland mindestens den Anforderungen von Kompetenzstufe 2 gerecht (OECD-Durchschnitt: 76 %).
Bedeutet im Umkehrschluss: 1/4 der Schüler kommen nicht mit; erreichen kein ausreichendes Niveau und sind damit nicht gut genug auf das Alltagsleben vorbereitet.
Im Durchschnitt über die Fächer hinweg erreichen rund 3/4 der Schüler:innen die Kompetenzstufe 2, was etwa ein 1/4 sind. Der Anteil an Schüler:innen mit Migrationshintergrund betrug im Jahr 2022 in Deutschland ebenfalls rund 1/4, genauer: 26%. Davon sind 9% erst in den letzten Jahren nach Deutschland gezogen, also in einem anderen Land geboren.
Was aber nach Fachleistungen auch Besonderes traurig ist:
Etwa 21 % der Mädchen und Jungen sind (eigenen Angaben zufolge) mindestens ein paar Mal pro Monat Opfer von Mobbing gewesen (OECD-Durchschnitt: 20 % der Mädchen, 21 % der Jungen). Absolut denkbar ist, dass sich durch Mobbing ihre Leistungen verschlechtern. Denn die Daten zeigen andererseits, dass Schülerinnen in Bildungssystemen, in denen die Leistungen hoch geblieben sind, ein hohes Zugehörigkeitsgefühl erfahren und sich tendenziell sicherer fühlen und seltener mit Mobbing und anderen Risiken in ihrer Schule konfrontiert sind.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, meint:
„Die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 sind besorgniserregend, sie bestätigen die Befunde der IGLU-Studie sowie der IQB-Bildungstrends 2021 und 2022. Eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellt das Schulsystem und auch die Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen. … Alle sind sich einig, dass es jetzt vor allem auf die Stärkung der Basiskompetenzen ankommt, und das möglichst frühzeitig. … Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass die Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund, die selbst zugewandert sind, besondere Unterstützung benötigen. Nicht zuletzt um ihnen einen Übergang in die berufliche Ausbildung, die soziale Teilhabe und gesellschaftliche Integration zu ermöglichen.“
Teilnehmerzahlen:
An der Studie hatten weltweit etwa 690.000 Schüler:innen aus 81 Ländern mitgemacht (stellvertretend für etwa 29 Millionen 15jährige Schülerinnen). In Deutschland nahmen 6.116 Schülerinnen in 257 Schulen stellvertretend für etwa 681 400 15jährige Schüler*innen an den Tests teil.
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