Diese Woche zeigte der TV-Sender Pro7 in der Sendung Galileo einen Beitrag über den größten Instant-Nudel-Shop der Welt in Thailand – und was war darin zu sehen? Plastik. Insbesondere kleine Toppings verpackt in ziemlich viel Plastik. Europa, insbesondere Deutschland, strebt danach den Plastikmüll massiv zu verringern. Zum Schutz der Meere und der Umwelt. Doch in einigen Ländern scheinen sich die Menschen keine Gedanken über Plastik zu machen.

Artikel inkl. H5P-Lernspiel (siehe unten oder hier)


Da sitzt du vorm Fernseher und siehst das:

Einen Bericht über den größten Instant-Nudel-Shop der Welt in Thailand (siehe Video unten oder auf Youtube). Der Shop ist generell voll mit Verpackungen. Doch zunächst einmal bekommst du Hunger, weil sich die Erzählung um Nudeln, Auswahl und Geschmäcker dreht. Doch der Hammer wird ab Minute 3.20 gezeigt – aber nicht thematisiert! Im TV-Beitrag wird gezeigt, wie die Kunden sich an vier Stationen ihren Mittagstisch zusammen stellen und erhitzen können. Eigentlich eine gute Idee, würde dabei nicht unfassbar viel Plastik und Einweggeschirr genutzt werden!

Die Toppings für die Instant-Nudel-Gerichte sind in einer Kühltruhe und in Plastik eingepackt. Oft ist es nur ein Löffel voll Topping, aber 3x soviel Plastik darum herum. In den Einkaufskörben liegt am Ende soviel Plastikzeug, dass die Nahrungsmittel kaum zu erkennen sind und dann werden diese an der letzten Station in Einmal-Suppentassen zusammengemischt und erwärmt.

Wo wohl all das Plastik landet? Vermutlich in Ozeanen und Umwelt.

Die Heinrich Böll-Stiftung sagt: “Die größten Plastik-Konzentrationen sammeln sich in fünf riesigen Strudeln im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean. Allein der sogenannte “Great Pacific Garbage Patch” im Nordpazifik ist ungefähr viereinhalb Mal so groß wie Deutschland. ”

Thailand, und damit der Instant-Nudel-Shop, liegt an der Nahtstelle des Pazifiks und dem Indischen Ozean.

Oft ist zu lesen, dass die Europäer ihren Plastikmüll nach Asien verschiffen und dort entsorgen lassen. Wir sollen es also Schuld sein, dass die Ozeane voller Plastik sind. Doch wenn man so einen Film sieht, in dem im Sekundentakt massenhaft Plastik von Personen produziert wird, ist schwer zu glauben, dass wir es Schuld sein sollen.

Unsere Recherche zeigt: Australien zählt zu Ländern mit dem höchsten Einwegplastikmüll-Verbrauch, mit 59 Kilogramm pro Kopf (als pro Person) im Jahr 2019. Auch die USA und Südkorea verursachen besonders viel Einwegplastikmüll. Deutschland steht mit 22 Kilo Einwegplastikmüll pro Kopf im internationalen Vergleich noch gut da.

Australien und Südkorea liegen im Pazifik. Dort wird doppelt oder fast 3x soviel Einwegplastik wie in Deutschland pro Person produziert.

Es ist viele Jahre her, da sagte mal ein IHK-Mitarbeiter zu einem Teammitglied von erKant.de: “Es gibt Länder, da wird Plastik wie Bananenschale in die Landschaft geworfen. Die Einheimischen denken nicht darüber nach, dass Plastik, anders als Bananenschale, nicht verrottet.”

Bei der Böll-Stiftung gibt es eine extra Seite zu dem Thema. Da heißt es: “Jährlich werden immer noch bis zu 250.000 Tonnen Kunststoffabfälle aus dem Ausland nach Thailand importiert. Gleichzeitig wird die thailändische Regierung im Jahr 2022 vier weitere Arten von Einwegkunststoffen verbieten. Die Politik bemüht sich, den Kurs zur Verringerung der Plastikverschmutzung beizubehalten, aber es gibt immer noch Herausforderungen bei der Mülltrennung und -sammlung vor Ort.” Im Folgenden wird klar, dass es der Bevölkerung an Verständnis dafür fehlt.


Die Mentalität in der EU und Deutschland hat sich aber bereits gewandelt.

Auch Schüler:innen helfen dabei, das Plastikproblem zu thematisieren und zu verringern.

Vor wenigen Jahren gab es z.B. in Reinfeld (Holstein) einige Maßnahmen zum Thema Plastik. Die Arbeitsgruppe „Plastikfreies Reinfeld“ startete zusammen mit Schülern beispielsweise eine Beutelbaum-Aktion. Schüler:innen bauten dazu mit einem Lehrer „Beutelbäume“. Dies sind Holzkonstruktionen, an denen Beutel hängen, welche die Kunden zum Einkaufen nutzen können – anstatt Plastiktüten. Andere Aktive im Ort kümmerten sich dann um die Aufstellung in Einzelhandelsgeschäften (siehe Artikel auf erkant.de dazu).

Dann gab es noch die Aktion “Unverpackt auf dem Markt einkaufen“, siehe auf Reinfeld-aktiv.de. In diesem Zeitraum gab es auch die ersten Plastik-Projektarbeiten in der Schule – ein Artikel ist dazu hierher übertragen (Plastik im Meer).


Im großen Stil will die EU gegen Plastikmüll etwas tun und hat in 2023 die Einwegkunststoff-Richtlinie verabschiedet.

“Ziel der EU-Richtlinie ist es, das achtlose Wegwerfen von Plastikabfällen in die Umwelt zu begrenzen und die Ressource „Kunststoff“ grundsätzlich nachhaltiger zu bewirtschaften. Mit der Regelung werden nach dem Verursacherprinzip die Hersteller dieser Kunststoff enthaltenen Einwegprodukte mit in die Verantwortung genommen. Sie sollen die Kosten für Maßnahmen der Abfallbewirtschaftung, der Reinigung des öffentlichen Raums sowie von Sensibilisierungs-Maßnahmen decken.”, schrieb 2023 die Bundesregierung.

Dazu gibt es in Deutschland auch ein Gesetz: Das deutsche Verpackungsgesetz (VerpackG) setzt die EU-Verpackungsrichtlinie 94/62/EG in deutsches Recht um. Es regelt das Inverkehrbringen von Verpackungen sowie die Rücknahme und hochwertige Verwertung von Verpackungsabfällen. Es löst die alte Verpackungsverordnung (VerpackV) ab (Verpackungsgesetz.com).

Aber dass die EU-Maßnahmen allein dafür sorgen können, dass es in den Ozeanen weniger neuen Plastikmüll gibt? Auch hier müsste es eigentlich eine weltweite “Allianz” dafür geben.


H5P-Lernspiel


Dieses 1 alte Video wurde in der 2. Woche 2024 erneut gezeigt. Siehe ab Minute 3.20.

 

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