Lernen durch Content-Creation / -Produktion
“Lernen durch Content-Creation (LdCC) bzw. -Produktion (LdCP)” ist ähnlich wie das Konzept „Lernen durch Lehren (LdL)“, bei dem Lernende eigenständig Projektthemen und/oder Unterrichtsinhalte erarbeiten und diese ihren Mitlernenden vermitteln. Übertragen auf die Content-Creation / -Produktion geht es vornehmlich um die eigenständige Recherche von Informationen, das Verstehen und Bewerten dieser Informationen, Faktenchecks, formulieren und schreiben in leicht verständlicher Weise auch von Fachthemen, sowie um digitale Präsentation inkl. dem Erstellen multimedialer Formate (Bilder, Videos, Audios, Online-Umfragen z.B. zur Stakeholder-Einbindung) sowie um Zusammenarbeit im Team, etc.
LdL, LdCC / LDCP sind methodische Ansätze, die auf aktive Beteiligung der Lernenden setzen und diese in den Mittelpunkt des Lernprozesses stellen.
Während diese Ansätze ähnliche Ziele wie die Förderung von Eigenständigkeit, Teamarbeit und vertieftem Verständnis verfolgen, liegt der Fokus auf unterschiedlichen Praktiken und Ergebnissen.
Lernen durch Lehren (LdL) nach Jean-Pol Martin
Beim Lernen durch Lehren übernehmen die Lernenden die Rolle der Lehrenden. Sie erarbeiten sich Inhalte eigenständig oder im Team und bereiten diese so auf, dass sie sie anderen vermitteln können. Kernkompetenzen, die hierbei geschult werden, umfassen:
- Fachliche Auseinandersetzung: Inhalte verstehen, strukturieren und sinnvoll aufbereiten.
- Didaktische Fähigkeiten: Methoden wählen, um Wissen effektiv zu vermitteln.
- Kommunikation und Präsentation: Komplexe Inhalte verständlich und ansprechend präsentieren.
- Empathie und Feedback: Auf die Bedürfnisse und das Vorwissen der Mitlernenden eingehen, Reaktionen und Fragen antizipieren.
- Eigenverantwortung: Selbstständiges Arbeiten und Planen innerhalb eines vorgegebenen Rahmens.
Ziel ist es, nicht nur das eigene Verständnis zu vertiefen, sondern auch das der anderen. Der Wissenstransfer wird so zu einem kollaborativen Prozess.
Lernen durch Content-Creation bzw. -Produktion (LdCC / LdCP) nach Susanne Braun-Speck
LdCC / LdCP erweitert das Konzept von LdL um den Aspekt der digitalen und multimedialen Verarbeitung von Inhalten. Es geht nicht allein darum, Wissen weiterzugeben, sondern dieses kreativ aufzubereiten und für eine potenziell breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Typische Schritte und Kompetenzen bei LdCC / LdCP umfassen:
- Recherche und Analyse: Informationen suchen, bewerten und ihre Relevanz prüfen (Faktencheck).
- Kreative Aufbereitung: Inhalte so gestalten, dass sie visuell, auditiv oder interaktiv ansprechend sind (z. B. in Form von Blogbeiträgen, Videos, Infografiken).
- Digitale Kompetenzen: Umgang mit Tools und Plattformen zur Erstellung und Veröffentlichung von Inhalten.
- Zielgruppen-Orientierung: Inhalte an die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe anpassen.
- Teamarbeit und Kollaboration: Gemeinsame Planung und Umsetzung von Projekten.
- Stakeholder-Einbindung: Nutzer durch Umfragen, Feedbackschleifen oder interaktive Formate in den Prozess einbeziehen.
Auch hier ist das Ziel, nicht nur das eigene Wissen zu vertiefen, sondern auch das von anderen – Teammitgliedern und Lesern! Der Wissenstransfer wird so zu einem kollaborativen sowie öffentlichen Prozess – angewendet und erprobt seit 2017!
Referenzprojekte des Vereins: erkant.de sowie BNE-digital.de. Weitere Referenzen siehe: mediateams.de/referenzen/
Hintergründe
Das Konzept Lernen durch Lehren (LdL) wurde in den 1980er Jahren von Jean-Pol Martin, einem in Frankreich geborenen und in Deutschland wirkenden Pädagogen und Hochschullehrer, entwickelt. Martin integrierte LdL zunächst in den Fremdsprachenunterricht, insbesondere für Deutsch und Französisch, und erweiterte es später auf andere Bildungsbereiche. Jean-Pol Martin hatte das Ziel, durch LdL das Lernen aktiver, nachhaltiger und selbstbestimmter zu gestalten. Er stellte fest, dass Lernende Inhalte besser verstehen und behalten, wenn sie diese selbst erarbeiten und an andere weitergeben. Zudem fördert das Konzept soziale und kommunikative Kompetenzen sowie Teamarbeit.
LdL basiert auf konstruktivistischen Lernansätzen und orientiert sich an den Prinzipien:
- Aktive Wissenskonstruktion: Lernende bauen ihr Wissen selbst auf, statt es passiv aufzunehmen.
- Sozialer Austausch: Wissen wird durch den Dialog und die Interaktion mit anderen vertieft.
- Selbstwirksamkeit: Lernende erleben, dass sie durch ihre eigenen Fähigkeiten anderen helfen und dabei auch selbst wachsen können.
LdL wurde frei auf LdCC / LdCP übertragen – von Susanne Braun-Speck, sii-talents e.V.
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