Wie der Ukraine-Krieg das Klima schädigt
Der militärische Konflikt, der durch Russland in der Ukraine ausgelöst wurde, verursacht erhebliche Schäden – sichtbare und weniger sichtbare. Die zivile Infrastruktur wird zerstört – ganze Dörfer, Krankenhäuser, Straßen, Brücken und viel mehr; Umwelt und Natur massiv geschädigt. Das ist deutlich sichtbar, doch die Auswirkungen aufs Klima sind nicht zu sehen; einige Initiativen erheben aber Daten dazu.
Heute, am 13.6.24, wird in Berlin der neue Report “Climate Damage Caused By Russia’s War in Ukraine” bekannt. Der Bericht der “Initiative On Greenhouse Gas Accounting Of War” (kurz: GGAW, des Umweltministeriums der Ukraine) wird am Rande der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin steht zusammengefasst:
Neben den Schäden an der natürlichen Umwelt der Ukraine hat dieser Krieg auch Auswirkungen auf das globale Klima, da erhebliche Mengen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen (THG) in die Atmosphäre freigesetzt werden. Einige Eckpunkte der Ergebnisse:
- Die kriegsbedingten Emissionen stiegen bisher (nach 2 Jahren Krieg) auf 175 Millionen Tonnen CO2, was dem Bau von 90 Millionen neuen Benzinfahrzeugen oder dem Bau von 260 Kohlekraftwerken mit je 200 MW entspricht.
- Es wurden jetzt auch SF6-Emissionen, dem stärksten bekannten Treibhausgas, einbezogen. SF6 ist das Kürzel von Schwefel-Hexafluorid und eine chemische anorganische Verbindung, welches zirka 23.500-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid ist (lt. ENBW). Es wird auch in Windkraftanlagen genutzt.
- Aktualisiert wurden auch die Informationen der Fachzeitschrift “Natur”, wonach sich die gesamten Klimaschäden bisher auf über 32 Mrd. US-Dollar belaufen.
Während sich die EU dem Klimaschutz verschrieben hat, werden durch den Krieg mitten in Europa erhebliche Mengen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen.

Screenshot vom Dashboard SDG-Index für die Ukraine und SDG 13
- Moderne Panzer verbrauchen zwischen 530 und 1160 Liter Diesel pro 100 km – im Vergleich: ein normales Auto 5-10 Liter/100 km. Laut dem Helmholtz-Institut entstehen 2,65 Kilogramm CO2 pro Liter Diesel. Ein Panzer, welcher z.B. 750 Liter Diesel braucht, verursacht also bei einer Fahrt von 100 km ganze 1.975 kg CO2? Ein Diesel-Auto sorgt im Vergleich nur für 2,6 kg pro 100 Kilometer (Quelle: co2online.de).
- Ein moderner Kampfjet verbrennt pro Stunde zwischen 2.000 und 6.000 Liter Kerosin. Pro Tonne Kerosin werden 3,16 Tonnen CO2 emittiert. Also sorgt ein Kampfjet im Mittel in jeder Stunde (!) für 12.640 Tonnen CO2?
In dem Bericht “Climate Damage Caused By Russia’s War in Ukraine”, dessen vierte Version nun veröffentlicht ist (Link zur PDF) steht geschrieben:
Diese Bewertung kommt zu dem Schluss, dass die Treibhausgasemissionen, die auf 24 Monate Krieg zurückzuführen sind, auf 175 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2e) gestiegen sind. In den ersten Monaten des Krieges wurde der Großteil der Emissionen durch die großflächige Zerstörung der zivilen Infrastruktur verursacht, was einen Wiederaufbau nach dem Krieg erfordert. Jetzt, nach zwei Kriegsjahren, stammen die meisten Emissionen aus einer Kombination von Kriegsführung, Landschaftsbränden und der Beschädigung der Energieinfrastruktur.
175 Millionen tCO2e sind mehr als die jährlichen Treibhausgas-Emissionen eines hochindustrialisierten Landes wie der Niederlande, das 90 Millionen neue Benzinautos auf die Straße bringt oder 260 Kohlekraftwerke mit je 200 MW betreibt.
Die betreffenden Streitkräfte sind damit für 5,5 % der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Doch die kriegsbedingten Emissionen nehmen weiter zu. Der Treibstoffverbrauch ist mit jedem Kriegsmonat sowohl an der Front als auch in der Versorgungskette der Streitkräfte stetig gestiegen. Obwohl der Einsatz von Artillerie im Vergleich zum ersten Kriegsjahr zurückgegangen ist, wurde die Produktion großer Munitionsmengen in Russland, der Ukraine und anderswo erheblich gesteigert, um die schwindenden Bestände wieder aufzufüllen. Der Einsatz von kohlenstoffintensiven Sprengstoffen, Stahl und anderen Materialien für die Herstellung von Munition hat zugenommen.
Sowohl Russland als auch die Ukraine haben Hunderte von Kilometern Festungsanlagen entlang und hinter den Frontlinien errichtet und weiter ausgebaut. Die Ukraine hat außerdem ein groß angelegtes Programm zum Schutz der kritischen Energieinfrastruktur sowie zur Errichtung von Betonbunkern in Städten und Gemeinden zum Schutz der Zivilbevölkerung gestartet. Die Verwendung von kohlenstoffintensiven Materialien wie Stahl, Beton und anderen Baumaterialien führte zu zusätzlichen Kohlenstoffemissionen.
Weitere Treibhausgasemissionen werden durch die Herstellung von militärischer Ausrüstung verursacht, die im Krieg zerstört oder beschädigt wurde, sowie durch Waffenlieferungen der Verbündeten über weite Entfernungen. Die gesamten Emissionen belaufen sich auf 51,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2).
Aber auch der Wiederaufbau von Gebäuden und anderer Infrastruktur sehr kohlenstoffintensiv ist, da durch die Verwendung großer Mengen an Beton und Stahl.
Grafik: Treibhausgasemissionen aus der Kriegsführung während 24 Monate
Es gibt durch den Krieg also nicht nur schlimmes Menschenleid und Klimaschäden, sondern auch Vergiftung und Verseuchung der Natur, Folgen wie Lebensmittelknappheit, Hunger und Not, und vieles mehr.
Vollständiger Bericht, Link zur Website
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