Haare: Wundermittel gegen Öl?
Fiktion: In einem Ozean sank im letzten Jahr ein Öltanker wegen eines Zusammenstoßes mit einem anderen Schiff, das ebenfalls sank. Doch, da der Öltanker massenhaft Öl verlor, wurde nur auf dieses Schiff und die damit verbundenen Folgen geschaut: Es gab tatsächlich kein Massensterben von Fischen, keines von Vögeln! Denn: Umweltschutzorganisationen verwendeten Haare, um das ausgelaufene Öl wieder aus dem Wasser zu holen. Haare konnten ein Desaster verhindern.
Könnte das in der Wirklichkeit funktionieren?
Schätzungsweise 6 Millionen Tonnen Erdöl fließen jährlich ins Meer.
Die Ölteppiche stellen dabei nur einen geringen Teil dieser Menge dar. Die Hauptursache für die maritime Ölverschmutzung ist die versehentliche Einleitung von Öl aus Raffinerien oder Bohrinseln, Öl aus Tankreinigungen und kleinen Lecks an Schiffen. Darüber hinaus gerät, absichtlich und unabsichtlich, Öl von Autos, Fabriken und Öltanks durch die Wasserläufe und Abwasserkanäle ins Meer. Der auf der Wasseroberfläche schwimmende Ölfilm verhindert den Sauerstoffaustausch zwischen Luft und Wasser.
Dadurch wird die Atmung der Meerespflanzen und Tiere stark beeinträchtigt. An deutschen Küsten sterben daran jedes Jahr etwa 100.000 Vögel. Die Vögel gehören zu den ersten Opfern von Öl. Aber auch Meeressäuger, Fische und Reptilien reagieren äußerst empfindlich auf die Ölverschmutzung, schreibt der Nabu. (Auszug von “Das Wichtigste zum Müll im Meer” auf umwelt-magazin.eu)
Haare als Ölaufsauger
Fettige Haare nerven insbesondere Jugendliche. Dass sie so fettig werden können, ist aber gleichzeitig eine äußerst nützliche Eigenschaft. Sie gelten seit neustem als die Ölaufsauger für die Meere. Während in den meisten Friseursalons die abgeschnittenen Haare der Kund:innen in der Mülltonne landen, haben sich immerhin mehr als 3.000 Friseurläden weltweit für einen anderen Weg entschieden: Sie schicken die Haare in Papiertüten beispielsweise nach Frankreich zur Organisation Coiffeurs Justes oder nach Deutschland in die Lager von HAIR HELP the oceans.
Dort werden die Haare in alte Nylonstrümpfe gestopft und bei der nächsten Ölkatastrophe aneinandergebunden ins Wasser gelegt. Das Öl bleibt an den Haaren hängen, die Haare saugen sich mit dem Fett auf und die Strumpfreihen werden wieder in die Boote gelegt. Das Öl ist aus dem Wasser. Dass das funktioniert, kann man an einem einfachen Experiment sehen, das in der Sendung “Galileo” besonders eindrucksvoll vorgeführt wurde.
Es werden nicht nur Haare up-gecycelt und Meere ölfreier, sondern auch Langzeitarbeitslose erhalten eine Aufgabe, wenn sie beim Präparieren der Strümpfe helfen.
Thierry Gras ist der Entwickler dieses Prinzips. Etwa 40 Tonnen Haare hat seine Organisation aus Frankreich verwendet, um ein saubereres Meer zu ermöglichen. Die Haarstrümpfe können bis zu achtmal wiederverwendet und danach zu Baustoff werden. Sogar bei der Deepwater-Horizon-Katastrophe verwendeten Einheimische Haare, Hühnerfedern und Co., um das Öl abzusaugen. Das Problem allerdings war, dass man nicht wusste, wie und wo man die Haare und das Öl danach lagern konnte … Auch heute hat Thierry Gras’ Organisation nicht genug Kapazitäten, um bei solchen großen Katastrophen aushelfen zu können.
Video dazu: Siehe es ggf. von Minute 2:27 bis 3:30
Quellen
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Mit Haaren gegen Ölkatastrophen: Friseure sammeln Haarreste für Ölfilter (watson.de)
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Haarfilter: Mit menschlichen Haaren das Meer säubern · Dlf Nova (deutschlandfunknova.de)
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Friseure für saubere Meere – Mit Haarfiltern gegen die Ölpest (deutschlandfunkkultur.de)
Autor: Tim (TS) – überarbeitet von: Susanne Braun-Speck (SBS)
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