Geschichte der nachhaltigen Entwicklung
Die Geschichte der nachhaltigen Entwicklung reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück und tauchte zunächst in der Forstwirtschaft auf (siehe Definition). Sie beeinflusst bis heute politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Debatten. In den 1970er Jahren setzten, teils in dieser Tradition, internationale und themenübergreifende Debatten über Umwelt und Entwicklung ein.
Als das »Geburtsjahr« nachhaltiger Entwicklung im heutigen Verständnis gilt das Jahr 1987 mit der Veröffentlichung des Berichts der Kommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (Brundtland-Bericht), in dem die wesentlichen und bis heute anerkannten Definitionen und ethischen Anforderungen formuliert wurden.
Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 (»Erdgipfel«), der bis heute weitere vergleichbare Konferenzen gefolgt sind, stellt den wichtigsten Meilenstein der politischen Verankerung des Nachhaltigkeitsleitbilds dar. Zentrales Ereignis der letzten Zeit war die Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen. Mehr dazu unten.
Das heutige Verständnis nachhaltiger Entwicklung hat seinen Ursprung in den Debatten der 1960er– und 1970er Jahre.
Zu dieser Zeit wurden die Volkswirtschaften des globalen Nordens erstmals mit den negativen Auswirkungen der Industrialisierung und den grundlegenden Veränderungen von Produktion und Konsum konfrontiert, was soziale und ökologische Probleme aufdeckte. (Grunwald & Kopfmüller, 2022, S. 23–24). Seitdem hat sich die Weltgemeinschaft intensiv mit Fragen nachhaltiger Entwicklung auseinandergesetzt und bestimmte Meilensteine geprägt, die das aktuelle globale Verständnis davon maßgeblich beeinflussten.
Im 21. Jahrhundert hat das Konzept immer mehr an Bedeutung gewonnen, da die Weltgemeinschaft mit ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Grenzen konfrontiert ist.
1972, Club of Rome:
Ein bedeutender Meilenstein war die Zusammenkunft von Forschenden im internationalen und interdisziplinären Club of Rome im Jahr 1972. Bei dieser Zusammenkunft wurden vier zentrale globale Herausforderungen im Kontext nachhaltiger Entwicklung definiert:
- die Ausbeutung natürlicher Ressourcen,
- die Zunahme (globaler) Ungleichverteilungen,
- die Zunahme der Zahl der Menschen, die weltweit in absoluter Armut leben,
- die Fragilität von Frieden und ein erhöhtes globales Sicherheitsrisiko.
Der Endbericht des Club of Rome (gegründet 1968) konzentrierte sich auf die Problemstellungen in Bezug auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und gilt als einer der Auslöser für die weltweite Ökologiebewegung, die Menschen dazu ermutigte, bewusster und nachhaltiger zu leben. (Blättel-Mink, 2021, S. 121–122; Holzbaur, 2020, S. 47).
1984, Brundtland-Report
Diese Auseinandersetzung mündete 1987 in der Veröffentlichung des Brundtland-Reports durch die Kommission für Umwelt und Entwicklung, der bis heute die globale Definition und das Verständnis nachhaltiger Entwicklung prägt (Blättel-Mink 2021, S. 122).
Die Brundtland-Definition von nachhaltiger Entwicklung fordert sowohl Gerechtigkeit innerhalb einer Generation als auch zwischen den Generationen. Sie betont die Notwendigkeit, allen Menschen sowohl im globalen Süden als auch im globalen Norden heute Wohlstand und Bedürfnisbefriedigung zu ermöglichen, ohne dabei die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen (Haase, 2020, S. 39–40; Grunwald & Kopfmüller, 2022, S. 28).
1992, UN-Klimakonferenz in Rio – der “Erdgipfel”
Im Jahr 1992 folgte der sogenannte Erdgipfel in Rio de Janeiro, bei dem politische Vertreter:innen aus 178 Ländern sich auf fünf zentrale Dokumente globaler Nachhaltigkeit einigten:
- die Rio-Deklaration zu Umwelt und Entwicklung,
- die Klimakonvention,
- die Konvention über biologische Vielfalt,
- die Walderklärung,
- die Agenda 21.
In den Folgejahren fanden die sogenannten Rio-Konferenzen statt.
- Rio+5 (1997, Kyoto-Protokoll, Link)
- Rio+10 (2000, Weltklimagipfel, Johannesburg, Link zum Bericht)
- Rio+20 (2012, Konzept der “Green Economy“, Link)
Diese trugen zu einer globalen Institutionalisierung nachhaltiger Entwicklung bei. Allerdings waren die Ergebnisse ernüchternd, da die einst verabschiedeten Ziele und Konzepte nicht die gewünschten Resultate zeigten, unter anderem aufgrund fehlender überprüfbarer Verpflichtungen (Blättel-Mink, 2021, S. 124; Grunwald & Kopfmüller, 2022, S. 36–38).
2015, Weltklimakonferenz / UN-Gipfel > SDGs / Agenda 2030
Von den Vereinten Nationen (UN) wurden 2015 die 17 Ziele der Agenda 2030 verabschiedet. Sie richten sich an alle: Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und jede und jeden Einzelnen. Mehr dazu hier.
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