Deutscher Umweltpreis in Lübeck verliehen
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29. Oktober: Wegweisende Klimaforschung und nachhaltige Unternehmensführung zeichnet die diesjährigen Preisträgerinnen des Deutschen Umweltpreises (#uwp23) aus: Prof. Dr. Friederike Otto und Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer. Die Vertreter der DBU, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesumweltministerin Steffi Lemke überreichten die Auszeichnungen bei einem Festakt in der Musik- und Kongresshalle (MuK) Lübeck und gaben für die Jugendredaktion ein Statement per Video 🙂
Otto (gebürtig aus Kiel, SH) ist eine Physikerin vom Imperial College London und hat sich als exzellente Klimawissenschaftlerin mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungs-Wissenschaft verdient gemacht. Unternehmerin und ebenfalls Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2023 ist Fritz-Kramer mit ihrem Familienbetrieb Bau-Fritz aus Süddeutschland.
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde meint: „Beide Preisträgerinnen beweisen jeweils in ihrem Metier mit herausragender Tatkraft, dass wir keine Zeit im Kampf gegen die Klimakrise verlieren dürfen“.
Zusammenhang zwischen Klimawandel und Wetter erforscht
Prof. Dr. Friederike Otto (gebürtig aus Kiel, SH), Klimawissenschaftlerin und Physikerin vom Imperial College London, hat sich als „exzellente Klimawissenschaftlerin mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungs-Wissenschaft verdient gemacht“.
Die auch “Attributionsforschung” genannte Disziplin geht der Frage nach, welche Rolle der Klimawandel beim Wetter spielt – „ob es also Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Starkregen gibt“, so der DBU-Generalsekretär.
2015 hat die 41-jährige Klimawissenschaftlerin zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen niederländischen Kollegen Prof. Dr. Geert Jan van Oldenborgh die Initiative World-Weather-Attribution (WWA) gegründet und das Verfahren der Attribution von extremen Wetter-Ereignissen zum menschengemachten Klimawandel maßgeblich mitentwickelt. Details dazu siehe DBU-Preisträgerseite.
Bonde zufolge zeichnen drei Faktoren Ottos Arbeit aus:
- die schnelle Veröffentlichung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen globalem Klimawandel und regionalem Extremwetter,
- neben Ursachenforschung auch die Darstellung lokaler Folgen der globalen Klimakrise sowie schließlich drittens:
- Vorschläge für wirksame Anpassungsmaßnahmen.
„Die Präsentation fundierter Forschung in Echtzeit ist nicht nur bahnbrechend für einen ausgewogenen Diskurs über Klimawandel, Auswirkungen und Gegenmaßnahmen, sondern entzieht auch Falschnachrichten den Boden. All das macht die Erderwärmung real und begreifbar“, meint der DBU-Generalsekretär. Die Arbeiten von Klimawissenschaftlerin Otto und ihrem Team versetzen die Menschen, überhaupt erst in die Lage, vorausschauend zu handeln, um sich gegen die Klimakrise zu wappnen.
Ideengeberin für neue Wege im Bausektor
Unternehmerin und weitere Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2023, ist Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer mit ihrem Unternehmen Bau-Fritz GmbH & Co. KG.
Seit Anfang der 80er-Jahren ist das Familienunternehmen Baufritz aus dem Allgäu im Bereich nachhaltiges Bauen unterwegs und gilt in der gesamten Branche als Vorreiter beim ökologischen Holzbau, aber auch bezüglich der Kreislaufführung von Materialien und Energieeffizienz.
Längst patentiert und vielfach bewährt ist beispielsweise die in den Baufritz-Häusern verwendete Dämmung aus Holzspänen, eigentlich einem Abfallprodukt aus der Produktion. Hubert Fritz, der Vater von Dagmar-Fritz-Kramer und ehemaliger Geschäftsführer, ist der Erfinder des einzigen europaweit zertifizierte cradle-to-cradle Dämmstoffs. Für die Häuser besteht eine Rücknahmeverpflichtung, sodass die Materialien im Kreislauf geführt werden können. Es wurden bereits Musterhäuser vollständig demontiert und nach kurzer „Auffrischung“ an neuen Orten wieder aufgestellt.
Der Gebäudesektor ist nach Bondes Einschätzung „einer der Schlüsselfaktoren, wenn Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral werden will“.
Aus gutem Grund: Der Gebäudebereich verursacht hierzulande etwa 40 Prozent der laut Umweltbundesamt-Statistik des Jahres 2022 bundesweit 746 Millionen Tonnen Emissionen an klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2). Dringend saniert werden muss deshalb der Gebäude-Altbestand hierzulande – fast zwei Drittel der rund 21,4 Millionen Immobilien in Deutschland fallen in diese Kategorie.
Baufritz-Geschäftsführerin Fritz-Kramer sieht die eigene Branche auch deshalb in der Pflicht, „weil sie fast zwei Drittel des Müllbergs in Deutschland verursacht“. Sanierung, Recycling und Ressourcenschonung nennt die 52-Jährige „essenziell“, auch weil Sand zu einem raren Gut geworden sei.
Mehr Daten, Zahlen, Fakten und Hintergründe siehe im DBU-Blog: https://www.dbu.de/umweltpreis/umweltpreis-blog/
Besondere Persönlichkeiten bei der Preisverleihung:
- Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident von Deutschland
- Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
- Tobias Goldschmidt, Schleswig-Holsteins Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur
- Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
- Prof. Dr. Kai Niebert, DBU-Kuratoriums-Vorsitzende und Nachhaltigkeitsexperte an der Universität Zürich
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