#uwp23 – Bundespräsident & Schäferhund reagierten positiv
(Reportage) Sonntag, 29. Oktober: Bei einem Festakt in der Musik- und Kongresshalle (MuK) Lübeck wurde der Deutsche Umweltpreis 2023 (#uwp23) verliehen – und ein Mitglied der Redaktion war dabei. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Umweltministerin Steffi Lemke gaben für unsere Redaktion ein Statement per Video 🙂 Doch zunächst mussten die Presseleute am Schäferhund vorbei …
Am Endes Tages wurde deutlich: “Wir müssen nicht das Klima retten, um Eisbären zu schützen (Otto).” Es geht um uns. Für uns Menschen muss die Erde lebenswert bleiben!
Was für ein Tag! Morgens um 8.30 Uhr fuhr ich (Susanne) nach Lübeck, um als (Fach-) Presse bei der Umweltpreis-Verleihung 2023 der DBU (Deutsche Umweltstiftung) dabei zu sein. Da die Presse-Teilnehmerzahl begrenzt war und jeder einen aktuellen Presseausweis haben musste, wurden unsere Jugendredakteure leider nicht auch zugelassen.
Aufgrund des Besuchs von hochkarätigen Personen aus Wissenschaft & Forschung, Zivilgesellschaft und Bundespolitik war die Präsenz von Polizei und Sicherheitsleuten sehr hoch!
Der Polizist öffnete meine Tasche, warf ein Leckerli daneben und zum Glück war das Leckerli für den Schäferhund dann doch interessanter! Hätte ich z.B. Sprengstoff in der Tasche gehabt, hätte er wohl stattdessen die Spur verfolgt (Annahme d.R.).
Und obwohl meine Kamera defekt war und ich mit dem iPad fotografieren musste, lief die Veranstaltung für mich super!
Erst konnten die Journalisten von den Gewinnerinnen (Prof. Dr. Friederike Otto und Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer) im Foyer der MuK Fotos machen. Links von ihnen stand DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, rechts der DBU-Kuratoriums-Vorsitzender Prof. Dr. Kai Fiebert. Danach konnten wir im Presseraum am Briefing teilnehmen. Da ich ja nur iPad und Handy dabei hatte, saß ich direkt in der ersten Reihe und war damit nahe genug dran, um Fotos und einen O-Ton aufzunehmen.
Infolge wurden alle Journalisten und Fotografen in den großen Saal zu den Pressesitzen geführt; bis zum Festakt war dann aber noch Zeit zum Umsehen und Gespräche führen. Dabei traf ich zufällig ziemlich interessante Leute! Auf dem Weg vom WC nach oben begegnete ich den Kieler Klimaforscher Professor Dr. Mojib Latif, welcher vor Kurzem erst den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat. Er ließ sich spontan fotografieren.
Der Pressekollege mit der größten Kamera vor Ort (von der DPA, der Deutschen Presseagentur) hatte mir vorher erzählt, wo Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Umweltministerin Steffi Lemke eintreten würden – Stadtseitig, von der Brücke aus und zwar jetzt, direkt vor meiner Nase!
Ich stellte mich als Referentin für digitale Bildung vor und sagte, dass ich gerade eine Online-Schülerzeitung zum Thema Nachhaltigkeit aufbaute (die BNE-digital), ob er und Frau Lemke mir ein Statement für meine Schüler:innen geben würden?
Er nickte, fragte: “Gerät an?” und legte los. Das ging so schnell, dass die Videoaufnahme seinen ersten Satz nicht aufnahm “(Wir erleben gerade schwierige Zeiten”, sagte er. Den Satz kennen wir aus Reden von ihm).
Das Video für unsere Redaktion, für schleswig-holsteiner Schüler:innen / Jugendpresse:
Zwei Minuten später fing die Preisverleihung an. Dabei gab es keine Überraschung mehr, denn es war schon längst bekannt, wer die Gewinnerinnen waren:
Zwei Frauen erhielten den Umweltpreis 2023
Dies sind Prof. Dr. Friederike Otto sowie Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer.
Otto (gebürtig aus Kiel, SH), von der #WWA World-Weather-Attribution, ist eine Physikerin vom Imperial College London und hat sich als exzellente Klimawissenschaftlerin mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungs-Wissenschaft verdient gemacht. Unternehmerin und ebenfalls Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2023 ist Fritz-Kramer mit ihrem Familienbetrieb Bau-Fritz aus Süddeutschland.
Die diesjährige Preisverleihung konnte ab 11 Uhr im Livestream verfolgt werden und steht nun als Video online.
Der Festakt dauerte nur 1,5 Stunden; das Buffet stand in der Rotunde, in dem glasumrahmten, multifunktionalen Raum der MuK mit Blick auf Trave und Altstadt, schon bereit. Da ich alleine hergekommen war, stellte ich mich zum Essen zu einem Herrn, der auch noch alleine war, zu: Georg Hoffmann, Nachhaltigkeitsmanager bei Ritter Sport, wie ich später erfuhr. Dr. Ralf Lütz, Sustainable Advisory & Business, BNP Paribas S.A. kam auch noch dazu. Beide hatten am Vortag beim Umweltpreis-Symposium gesprochen. Wir führten eine spannende Unterhaltung und beide sind gerne bereit, infolge Interview-Partner für die BNE-digital / Media4Schools zu werden.
Tobias X. Gruber von OTTO sprach ich zuletzt noch für zwei Minuten – mit ihm hatten wir vor kurzem ein Interview, siehe Beitrag.
Fakten & Anregungen zur nachhaltigen Entwicklung der Welt
Spannend waren selbstredend auch die ganzen Informationen und Hintergründe zum Thema Klima & Umwelt, Biodiversität (welche laut dem Symposium am Vortag, insbesondere für die Wirtschaft, wichtiger als der Klimawandel sein soll), Wald & Holzbauweise, etc.
Hervorgehoben von Umweltministerin Lemke und Gewinnerin Otto wurde, sowie infolge diskutiert von uns Dreien beim Mittagessen, dass die Kommuniktion um eine nachhaltige Entwicklung der Welt eine andere werden muss.
“Wir müssen nicht das Klima retten, um Eisbären zu schützen”, hies es sinngemäß. “Es geht um uns. Für uns Menschen muss die Erde lebenswert bleiben!”
Auch BNE, Bildung für nachhaltige Entwicklung, sollte entsprechend nicht genutzt werden, um Schüler:innen ein schlechtes Gewissen zu machen und ihnen beizubringen, was Nachhaltigkeit ist und wie sie die Welt (für andere) retten können. Es geht auch um sie selbst; es darum, dass Kinder und Jugendliche auch zukünftig eine Welt haben, in der das Leben lebenswert ist! Im Bildungsumfeld beginnend bei Gesundheit & Wohlbefinden (SDG 3) und hochwertige Bildung (SDG 4) – so die Meinung von mir, der Autorin und meinen Gesprächspartnern beim Mittagessen.
Mehr zu den Preisträgerinnen und ihren Projekten (laut Presse-Infos der DBU):
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde meinte: „Beide Preisträgerinnen beweisen jeweils in ihrem Metier mit herausragender Tatkraft, dass wir keine Zeit im Kampf gegen die Klimakrise verlieren dürfen“.
Zusammenhang zwischen Klimawandel und Wetter erforscht
Prof. Dr. Friederike Otto (gebürtig aus Kiel, SH), Klimawissenschaftlerin und Physikerin vom Imperial College London, hat sich als „exzellente Klimawissenschaftlerin mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungs-Wissenschaft verdient gemacht“.
Die auch “Attributionsforschung” genannte Disziplin geht der Frage nach, welche Rolle der Klimawandel beim Wetter spielt – „ob es also Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Starkregen gibt“, so der DBU-Generalsekretär.
2015 hat die 41-jährige Klimawissenschaftlerin zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen niederländischen Kollegen Prof. Dr. Geert Jan van Oldenborgh die Initiative World-Weather-Attribution (WWA) gegründet und das Verfahren der Attribution von extremen Wetter-Ereignissen zum menschengemachten Klimawandel maßgeblich mitentwickelt. Details dazu siehe DBU-Preisträgerseite.
Bonde zufolge zeichnen drei Faktoren Ottos Arbeit aus:
- die schnelle Veröffentlichung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen globalem Klimawandel und regionalem Extremwetter,
- neben Ursachenforschung auch die Darstellung lokaler Folgen der globalen Klimakrise sowie schließlich drittens:
- Vorschläge für wirksame Anpassungsmaßnahmen.
„Die Präsentation fundierter Forschung in Echtzeit ist nicht nur bahnbrechend für einen ausgewogenen Diskurs über Klimawandel, Auswirkungen und Gegenmaßnahmen, sondern entzieht auch Falschnachrichten den Boden. All das macht die Erderwärmung real und begreifbar“, meint der DBU-Generalsekretär. Die Arbeiten von Klimawissenschaftlerin Otto und ihrem Team versetzen die Menschen, überhaupt erst in die Lage, vorausschauend zu handeln, um sich gegen die Klimakrise zu wappnen.
Ideengeberin für neue Wege im Bausektor
Unternehmerin und weitere Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2023, ist Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer mit ihrem Unternehmen Bau-Fritz GmbH & Co. KG.
Seit Anfang der 80er-Jahren ist das Familienunternehmen Baufritz aus dem Allgäu im Bereich nachhaltiges Bauen unterwegs und gilt in der gesamten Branche als Vorreiter beim ökologischen Holzbau, aber auch bezüglich der Kreislaufführung von Materialien und Energieeffizienz.
Längst patentiert und vielfach bewährt ist beispielsweise die in den Baufritz-Häusern verwendete Dämmung aus Holzspänen, eigentlich einem Abfallprodukt aus der Produktion. Hubert Fritz, der Vater von Dagmar-Fritz-Kramer und ehemaliger Geschäftsführer, ist der Erfinder des einzigen europaweit zertifizierte cradle-to-cradle Dämmstoffs. Für die Häuser besteht eine Rücknahmeverpflichtung, sodass die Materialien im Kreislauf geführt werden können. Es wurden bereits Musterhäuser vollständig demontiert und nach kurzer „Auffrischung“ an neuen Orten wieder aufgestellt.
Der Gebäudesektor ist nach Bondes Einschätzung „einer der Schlüsselfaktoren, wenn Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral werden will“.
Aus gutem Grund: Der Gebäudebereich verursacht hierzulande etwa 40 Prozent der laut Umweltbundesamt-Statistik des Jahres 2022 bundesweit 746 Millionen Tonnen Emissionen an klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2). Dringend saniert werden muss deshalb der Gebäude-Altbestand hierzulande – fast zwei Drittel der rund 21,4 Millionen Immobilien in Deutschland fallen in diese Kategorie.
Baufritz-Geschäftsführerin Fritz-Kramer sieht die eigene Branche auch deshalb in der Pflicht, „weil sie fast zwei Drittel des Müllbergs in Deutschland verursacht“. Sanierung, Recycling und Ressourcenschonung nennt die 52-Jährige „essenziell“, auch weil Sand zu einem raren Gut geworden sei.
Mehr Daten, Zahlen, Fakten und Hintergründe siehe im DBU-Blog: https://www.dbu.de/umweltpreis/umweltpreis-blog/
Besondere Persönlichkeiten bei der Preisverleihung:
- Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident von Deutschland
- Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
- Tobias Goldschmidt, Schleswig-Holsteins Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur
- Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
- Prof. Dr. Kai Niebert, DBU-Kuratoriums-Vorsitzende und Nachhaltigkeitsexperte an der Universität Zürich
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